HeimatHeimat

Im Rahmen des Vereins SprachBewegung e.V., nahmen Schülerinnen und Schüler an dem Projekt „Dok. Film & Kreatives Schreibforum“ zum Thema Heimat teil.

Um uns dem Thema anzunähern haben wir uns zunächst die Frage gestellt: Sind wir hier eigentlich geboren? Wo sind unsere Wurzeln und was sind die Unterschiede zu Deutschland? Was ist eigentlich Heimat?

Um zu ergründen wo unsere Wurzeln liegen, haben wir eine Weltkarte zu Rate gezogen, denn schon bald haben die Schüler*innen festgestellt, dass alleine unsere Gruppe ganz verschiedene Wurzeln hat.

Bei den Recherchearbeiten im Internet konnten wir viel über andere Kontinente und Kulturen lernen. Auch wenn die Länder nicht ums Eck sind und wir sie vielleicht nur aus dem Fernsehen kennen, sind deren Probleme auch in Deutschland angekommen. So ist der türkische Präsident Erdoğan auch hier ein umstrittenes Thema.

„Die einen mögen ihn und die anderen hassen ihn. Am besten spricht man nicht darüber“, so beschreibt Enes die Lage und Kadir meint: „Es ist nicht gut was Erdoğan macht.“ Nicht nur die Türkei trägt ihre Konflikte in unser Land, auch Kurdistan ist noch näher an Deutschland herangerückt. So schreibt Diyar in seinem Text: „Hart waren die Jahre, jedes Jahr war es Krieg, wegen einem Land. Mehr wollen wir nicht sagen!“ Und Ranya (kurdische Wurzeln) hat sich eine Karte ausgesucht mit dem Titel: Der Wunsch der Kurden nach einem eigenen Staat:

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Es hat mich sehr bedrückt, wie schon die Kinder von den Kriegsereignissen emotional betroffen sind und wie gut die Einschüchterungstaktik durch ausländische Gruppen, Gruppierungen oder Regierungsapparate bei uns funktioniert – Minderheiten fühlen sich ausgegrenzt und verfolgt.

Der Austausch über Frieden, Heimat und Krieg hat die Gruppe zusammengeschweißt und es entstand eine Nähe, die das ganze Projekt bis zum Schluss getragen hat. Denn was alle vereint hat, war die Tatsache, dass sie gemeinsam in Deutschland leben. Aber auch bei uns ist nicht alles Gold was glänzt. Auch unsere Gesellschaft muss sich Kritik gefallen lassen. Denn nicht alle partizipieren an unserer industriell orientierten Gesellschaft.

Enes schreibt dazu in seinem Text: Ich rappe heute, weil das Leben immer schlimmer wird, Leute leben von Hartz V, weil sie kein Leben mehr führen. In meinen Augen seid ihr alle Zombies, wieso seid ihr immer so Argo, wenn eine Mannschaft verliert.“

Was geht in den Kindern vor, wenn sie solche Texte verfassen? Mir erscheint die Demokratie, die inneren und äußeren Werte unserer Gesellschaft verletzlicher denn je und wir tun gut daran, alle im Boot zu behalten, damit auch wir gesellschaftlich nicht kentern.

Von daher ist für mich Integration, Partizipation und Aufklärung durch Bildung der beste Schlüssel zu einer friedlichen, toleranten Gesellschaft.

Mit viel Begeisterung haben die Schüler*innen interessante Themenfelder recherchiert und sich mutig mit schwierigen Themen sowie Texten auseinandergesetzt wie beispielsweise mit dem präsidentiellen Regierungssystem oder Präsidialsystem, auch Präsidialregime.

Das hat mich schon beeindruckt und zeigt mir, dass Politik mehr in den Fokus der Schüler*innen rückt als die Jahre zuvor. Insgesamt standen Probleme wie Krieg, Flucht, aber auch gesellschaftliche Ausgrenzung mehr im Fokus als die Jahre davor. Viele meiner Schüler*innen haben gesagt, dass sie schlecht schlafen und oft schlecht träumen. Ich habe das jetzt nicht weiterverfolgt, aber dennoch gibt es einem zu denken. Die Welt verändert sich.

Die Neugierde der Schüler*innen und gute Recherche interessanter Themen hat die ganze Klasse ebenfalls in den Bann gezogen. Als Dijar und Kristian ihre Beiträge vorgetragen haben, war es mucksmäuschenstill. Besonders als er die Geschichte zweier Brüder erzählt hat, die mit allen Angaben auf einem Gedenkstein mit Foto zu sehen sind. Sie sind im Krieg bei der Flucht im Meer ertrunken und im Heimatort von Dijar in Kurdistan an Land gespült worden.

Neben all den bedrückenden Ereignissen gab es darüber hinaus auch sehr viel Schönes, kulinarisch Schmackhaftes zu berichten, interessante Feste und Bräuche, z.B. bei einer traditionellen Hochzeit.

Die Welt ist bunt. Sie wird immer bunter. Von daher gab es für alle viel zu entdecken.

Ein wertvolles Projekt für die Schüler – und für mich auch!

Tina Lizius