Online-Tanzperformance „Begrenzung“

Erfahrungsbericht

Verquer – Anderwelt ist ein tänzerischer Ausflug in die digitale Welt. In eine für uns unbekannte, andere Welt, denn ein im Tanzstudio begonnenes Tanzstück der Theatergruppe landete im Shutdown. Die Teilnehmerinnen konnten sich nicht mehr treffen. Gefühlt, wie ein verqueres Seil, das einen Anfang und ein Ende hat, aber nicht verlängert werden kann, es sei denn man legt ein zweites Seil daneben. Das Film- und Tanzprojekt Verquer-Anderwelt sollte das Verlängerungsseil für das begonnene Tanztheaterstück werden.

Über Monate hinweg entstand so, in unterschiedlichen Tanzprozessen, eine beeindruckende, sehr individuelle und persönliche Online-Tanz-Performance mit dem Thema Begrenzung. Dabei spielte nicht nur die eigene, sondern auch die virtuelle, räumliche Begrenzung „Tanzprobe via zoom“ eine Rolle.

Verquer – Anderwelt Begrenzung Onlineperformance
https://vimeo.com/655304064

Der Blickwinkel in Bezug auf das begonnene Tanzstück „Begrenzung“ veränderte sich mit dem Medium zoom dabei grundlegend. Anstatt sich mit der Gruppe im Raum frei zu bewegen, gab es digitale Bilder, die wie Kacheln angeordnet waren, in denen sich die Tänzerinnen, in ihrem privaten Raum bewegten, der nur über die Kamera mit den anderen Teilnehmerinnen verbunden war.

Dabei wirkten die Bewegungen, die im Präsenzbereich das Thema „Begrenzung“ gut darstellten via zoom nicht. Was an der Vielzahl der Kacheln lag, aber auch an der Tiefe der digitalen Räume. Manche Bewegungen waren in der Matrix unscheinbar klein, sodass das Spiel mit der Kamera eine besondere Bedeutung im tänzerischen Umgang mit der Bewegung wurde. Eine besondere Herausforderung stellte auch das Licht dar, da die Kameras der Computer der Teilnehmerinnen die Lichtverhältnisse der Räume ganz unterschiedlich wiedergaben. Aber auch die Gestaltung der privaten Räume, die zur digitalen Bühne werden sollte wurde diskutiert, gerade auch im Blick darauf, wie viel privaten Raum möchte ich öffentlich in einer Online-Performance zeigen. Für alle Teilnehmerinnen eine Herausforderung, aber auch eine Chance ihre persönliche, individuelle, digitale Bühne selbst zu gestalten, sowohl von den Lichtverhältnissen her, der Räumlichkeit an sich und der Kleidung. So entstanden nicht nur Gruppen zoom Videos, sondern auch persönliche zoom Einzelvideos der Teilnehmerinnen, die in die Online-Performance eingefügt wurden.

Ein Experiment, das hervorragend geglückt ist, sodass die Online-Tanz-Performance ein stimmiges, sehr konsequentes und beeindruckendes Ende gefunden hat.

Fazit ist: Auch wenn der digitale Raum mit all seinen Möglichkeiten interessante und künstlerisch beeindruckende, virtuelle Bilder und Welten schaffen kann, in dieser Matrix viel möglich ist, um sich persönlich auszudrücken, bleibt sie doch abstrakt und anonym. Im Präsenzbereich entwickelte Bewegungsabläufe können nicht eins zu eins in der digitalen Welt umgesetzt werden, doch schaffen sie neue Welten die durchaus künstlerisch interessant sind. So wurde auch über das gemeinsame Spiel eine künstlerische, performative Lösung gefunden diesen digitalen, begrenzenden Raum gemeinsam wieder zu verlassen.

Ein spannendes Medium und eine interessante Erfahrung für die ganze Gruppe.

Dieses Projekt wurde gefördert von:
Landeshauptstadt München
Bezirksausschuss Schwabing – Freimann München