Life-Tanzperformance „Begrenzung“

Erfahrungsbericht

Verquer – Anderwelt ist ein tänzerischer Ausflug in die digitale Welt. In eine für uns unbekannte, andere Welt, denn ein im Tanzstudio begonnenes Tanzstück der Theatergruppe landete im Shutdown. Die Teilnehmerinnen konnten sich nicht mehr treffen. Gefühlt, wie ein verqueres Seil, das einen Anfang und ein Ende hat, aber nicht verlängert werden kann, es sei denn man legt ein zweites Seil daneben. Das Film- und Tanzprojekt Verquer-Anderwelt sollte das Verlängerungsseil für das begonnene Tanztheaterstück werden.

Über Monate hinweg entstand so, in unterschiedlichen Tanzprozessen, eine beeindruckende, sehr individuelle und persönliche Online-Tanz-Performance mit dem Thema Begrenzung. Dabei spielte nicht nur die eigene, sondern auch die virtuelle, räumliche Begrenzung „Tanzprobe via zoom“ eine Rolle.

Nach Monaten des Shutdowns und nach Abschluss des Dokumentarfilms Verquer-Anderwelt und der Online-Tanz-Performance konnte das Tanztheaterstück Begrenzung aus dem digitalen Raum, der Tänzerinnen herausgelöst und im Oktober bei den Open Westend Ateliertagen bei einer Life-Performance öffentlich getanzt und zusammengeführt werden. Ein im zoom entstandenes Stück als Life-Performance auf der Bühne im öffentlichen Raum zusammenzuführen, ohne vorherige Proben war für die Tänzerinnen und Zuschauer ein eindrucksvolles Experiment.

Auch das Thema Begrenzung berührte gleichermaßen das Publikum und die Tänzerinnen und regte zum gemeinsamen Austausch an. Durch den Inklusionscharakter, durch die unterschiedlichen Generationen innerhalb der Tanztheatergruppe konnte das Projekt erfreulicherweise, gleichermaßen unterschiedliche Altersgruppen ansprechen und begeistern.

Die Veranstaltung fand im öffentlichen Raum vor der St. Ruppert Kirche statt. Der Dokumentarfilm Verquer-Anderwelt und die Online-Tanz-Performance wurde an den drei Ateliertagen in der Kirche St. Ruppert in einer Dauerschleife gezeigt, sodass die 2000 Besucher der Ateliertage jederzeit die Möglichkeit hatten den Film anzusehen. Die Zuschauer waren von dem Experiment, der Herangehensweise und den Ergebnissen der Inklusions-Tanztheatergruppe sehr beeindruckt gewesen, sodass ein reger Austausch zwischen dem Publikum und den Tänzerinnen stattfand.

Während des Schaffensprozesses des Projektes Verquer – Anderwelt entstanden auch beeindruckende Texte der Teilnehmerinnen.

Bedrohung – Begrenzung

Ich stehe vor dem Nass. Schwere zieht mich hinab. Ich tauche ein ins tiefe Blau.
Ich kann nichts sehen. Das Wasser wird kälter und dunkler.
Ich wehre mich nicht. Lasse es zu weiter zu sinken. Mein Blick ist eingeschränkt.
Meine Sinne sind stumm. Alles ist still. Einsamkeit hüllt mich ein.
Wo geht es hin?
Möchte ich das überhaupt?
Wieso wehre ich mich nicht?
Grenze ich mich selber ein?
Ich nehme Bewegungen war. Mein Blick geht nach oben. Hände suchen mich.
Versuchen mich zu finden. Ich versuche mich wieder nach oben zu bewegen.
Ich spüre Berührungen. Sanft und verständnisvoll. Ich werde befreit.
Befreit aus meiner eigenen Grenze. Ich komme wieder an die Oberfläche.
Atme einen tiefen Atemzug. Ich muss lachen und weinen. Ich fühle mich befreit, nicht mehr allein. Das Wasser scheint nun grenzenlos. Weit und freundlich. Voller Wärme und Freiheit.
Meine Begrenzung wurde verjagt.

(Dani)

Verquer – Anderwelt Begrenzung Life-Performance auf Vimeo anschauen:
https://vimeo.com/635395100

Dieses Projekt wurde gefördert von:
Landeshauptstadt München
Bezirksausschuss Schwabing – Freimann München