Das Projekt Tanz & Kreatives Schreibforum an einer Mittelschule, mit meiner 5 Klasse fing super an. Schon das erste Treffen mit den Schüler*innen war sehr vielversprechend. Ich hatte ihnen erzählt, dass ich Bücher schreibe und ihnen mein Kinderbuch Lisa und Egon – Ein Nilpferd tanzt den Nussknacker aus Zooenzuckerland mitgebracht. Meine Idee, ein Kinderbuch zu schreiben, wo man den Text in Bewegung umsetzen kann fanden alle sehr spannend. Und plötzlich waren wir in einer regen Diskussion über Bücher schreiben, Geschichten erfinden und das Verlagswesen. So wurde aus einer angedachten Vorstell- und Begrüßungsrunde von ca. 30 Minuten fast eine ganze Doppelschulstunde.

Die Schüler*innen waren insgesamt sehr unterschiedlich vom Leistungsniveau. Darunter ein Förderschüler und ein Schüler, der sehr geringe Deutschkenntnisse hatte. Aber auch Schüler*innen, die sehr leistungsstark waren. Unterschiedlicher konnten die Voraussetzungen der Schüler*innen nicht sein. Ich kenne keine Schulform, wo die Unterschiede so gewaltig sind wie in der Mittelschule. An sich ist es unter diesen Voraussetzungen nicht zu schaffen, jedem Schüler*innen gerecht zu werden.

Aber trotz der Unterschiede partizipieren die Schüler*innen im besonderen Maße vom kreativen Schreiben. Denn beim kreativen Schreiben geht es in erster Linie nicht um Rechtschreibung, sondern um logisches Denken, Vorstellungskraft, Empathie und vieles mehr, sodass auch schwächere Schüler*innen ins Schreiben gut rein finden und sich entwickeln können. Die Sprache, die Rechtschreibung und der Wortschatz entwickeln sich automatisch über den kreativen Schreibprozess.

Die Schüler*innen waren voll dabei und dann …

Für die kommende Stunde hatten wir Dialogschreiben für einen Bewegungskurzfilm geplant als der Shutdown kam. Nichts ging mehr. Das Projekt stand still. Ein Schock für alle. Der Kontakt zu den Schüler*innen brach zunächst komplett ab. Gemeinsam mit der Klassenleitung haben wir Möglichkeiten und Lösungsansätze gesucht und erarbeitet wie der Kontakt zu den Kinder wieder hergestellt werden kann, und der Unterricht, sowie das Projekt wieder ins Laufen gebracht werden kann.

Kreative Ideen und Wege waren gefragt!

Das virtuelle Klassenzimmer war geboren.

Der Unterricht im Chat war eine große Bereicherung. Dort haben die Schüler*innen in kleinen Gruppen Geschichten entwickelt. Ich muss ehrlich sagen ich war selbst überrascht wie gut das geklappt hat. Dabei sind einige sehr lustige Geschichten entstanden. Im Chat waren dann 60 Minuten plötzlich schnell vorbei und die Kinder haben nicht bemerkt, dass sie so lange konzentriert durchgearbeitet haben, was im Nachgang beim Aufsatzschreiben zu besseren Leistungen geführt hat. Gerade auch die Online-Einzelstunden mit Schülerinnen.

Auch nach dem Shutdown wurde von allem Schüler*innen das neue Konzept begrüßt. Die Klasse geteilt in zwei Gruppen. Auch die geringe Stundenzahl fanden alle Klasse. Auch das jeder seinen eigenen Platz hat. Durch den geteilten Unterricht blieben nur noch ein paar Schulstunden, sodass die Kinder in einer Stunde einen Erlebnisbericht über den Shutdown schreiben, und sich dazu eine Bewegung ausdenken sollten, die ihre Stimmung zum Ausdruck bringt.

Schreib deine Geschichte….  

heißt das Motto – und bedeutet letztendlich auch die Auseinandersetzung mit den eigenen Gedanken oder/und mit sich selbst. Es war und ist für die Kinder eine schwierige Zeit. Getrennt zu sein von ihrer Familie, die Angst vor Covid 19, die Langeweile zuhause, die Strukturlosigkeit, das Herausgerissen sein aus dem Alltag, belastet viele Kinder. Das kam immer wieder zum Ausdruck in den Texten der Schüler*innen.

Das hat sich auch in besonderem Maße im Shutdown gezeigt, wo die Schüler*innen in ihren Schreibaufgaben, aber auch in Ihren Briefen an mich dies zum Ausdruck brachten. So hat eine Schülerin geschrieben: „Ich würde so gerne zu meinen Großeltern fliegen.“ Und ein anderer Schüler: „Ich habe Angst vor Covid 19“ Aber auch Aktivitäten wie, „ich bin froh, dass ich mit meiner Freundin immer Fahrradfahren konnte“, oder, „zum Glück habe ich ein Zeichenprogramm entdeckt“, brachten das  zum Ausdruck. Von daher waren doch die meisten Kinder froh wieder in die Schule gehen zu dürfen.

Es wäre schön, wenn wir aus all diesen Erfahrungen etwas lernen würden. Gerade für Einzelunterricht, bzw., Unterricht in kleinen Gruppen, Nachhilfe wäre der Onlineunterricht eine gute Möglichkeit neue Wege in der Schulpolitik zu gehen, und nicht wieder zum alten System zurückzukehren, dass meines Erachtens bereits seit Jahren reformbedürftig ist. Personell ortsunabhängig würde Onlineunterricht auch für den Individualunterricht und durch Förderung des Einzelnen zu mehr Leistung und Engagement führen.

Denn unabhängig von Corona führt der Unterricht in kleinen Gruppen auch in der Schule zu weniger Spannungen innerhalb der Klasse, zu mehr Aufmerksamkeit und dadurch zu einem entspannteren und auch zu einem gesünderen Arbeitsklima mit effizienteren Ergebnissen.