ERFAHRUNGSBERICHT

Trinkwasser – Die Un- Endlichkeit des weißen Goldes

„Begrenzung“ das war das Bild, das sich uns bei unserer Recherche über das Thema Trinkwasser eingebrannt hatte. Denn auch wenn die Erde mit 70% mit Wasser bedeckt ist, können wir davon nur ca. 0,3% als Trinkwasser nutzen.

Wie vielfältig uns das Thema „Begrenzung“ beschäftigen sollte, wussten wir zu Beginn unserer Reise in die Welt des Wassers noch nicht. Denn nach der zweiten Probe holte uns die Coronarealität ein. Unser Kulturhaus, die Mohr-Villa wurde geschlossen, sodass keine Proben dort mehr stattfinden konnten. Alles stand still. Zunächst hatten wir die Hoffnung, dass dies nur vorübergehend sei, aber nach einigen Wochen war klar, die Räume bleiben für die nächsten Monate geschlossen.

Um Global Water Dances Munich doch noch realisieren zu können, begannen wir die Proben, und die gesamte Organisation in den virtuellen Raum zu verlegen.  Mit dem Titel, “Die Un – Endlichkeit des weißen Goldes“, begaben wir uns im virtuellen Raum auf performative Reise, die das Thema „Begrenzung-Trinkwasser“ beleuchten sollte.

Bei diesem Entwicklungsprozess verwischte sich allzu oft die eigene, von außen aufgezwungene Coronabegrenzung, im virtuellen Chatroom, mit der Begrenzung des im Theaterstück gewählten Thema Begrenzung der Wasservorräte. Im Laufe der Zeit und im Voranschreiten der Entwicklung der Choreografie wurde es immer schwieriger das Eine, vom Anderen zu trennen. Um uns selbst zu helfen begaben wir uns auf den lyrischen Weg.

Mit selbst verfassten Gedichten und lyrischen Essays, die durch die Recherche von Sachberichten zum Thema Trinkwasser maßgeblich beeinflusst wurden versuchten wir unsere persönliche Sicht auf die Un-Endlichkeit der Ressource Trinkwasser künstlerisch umzusetzen, die im alltäglichen Umgang allzu selbst –  verständlich wahrgenommen wird.

Leben – ist Wasser

Ich blicke durch dich hindurch, ein Leben lang – das du schenkst. Du bist der Kosmos in mir. Wie die Luft zum Atmen. Der Weg, den ich geh. Ich tauche tief hinab und versinke in dir bis auf den Grund auf dem ich wandle. Du umschließt mich wie eine zarte, weiche Haut und trägst mich wie eine Woge fort. Ob Blitz, Donner oder Feuer, immer bleibst du dicht an meiner Seite. Bis zum Ende des Stegs begleitest du mich, bevor du am Tor der Un-Endlichkeit durch meine Hände rinnst.
von Tina Lizius

Dabei betrachteten wir die Begrenzung (Wasserressource) als Ganzes (Mauer), aber auch uns, als Teil des Ganzen. Es stand dabei auch oft der Konflikt mit der Begrenzung im Zentrum, sowie die Befreiung von Althergebrachtem und der Neuanfang als Ganzes. Diese Auseinandersetzung war in großen Teilen auch von der Coranasituation maßgeblich beeinflusst.

Der Auftrittstermin des Global Water Dances Tag rückte immer näher und wir hatten diesen  bereits schon aufgegeben, da stand plötzlich zwei Wochen vor dem Termin fest, dass sich die Corona-Lage insoweit verbessert hat, dass ein Auftritt eventuell möglich sei. Nur zu welchen Bedingungen wusste noch niemand?

Die Freude, aber auch der Stress waren groß, denn es blieb nur wenig Zeit vor dem eigentlichen Auftritt und dem Filmdreh, um noch einmal gemeinsam zu proben, und die im digitalen Raum entstandene Choreografie aus dem digitalen Raum herauszulösen, und im Präsenzbereich zusammenzuführen. Damit uns dies gelang versuchten wir die Präsenzanfangsproben wieder zu rekapitulieren, auch wenn wir immer noch keine verbindliche Zusage für den Auftritt hatten? Erst fünf Tage vor dem Auftrittstermin stand fest, dass die Veranstaltung live im Park der Mohr-Villa stattfinden darf. Mit Publikum. Geplant war ausschließlich eine Videoaufzeichnung im Park, die im world wide web zu sehen sein sollte. Aber mit Bekanntgabe, dass bei der Veranstaltung Publikum zugelassen werden kann, wurden in allen Kanälen explizit noch einmal darauf hingewiesen, um einigen Zuschauern die Teilnahme zu ermöglichen. Durch die hohen Auflagen der Hygienemaßnahmen konnten nur wenige Zuschauer kommen. Aber wie dem auch sei konnte unser Auftritt,am 12. Juni 2021, um 15.30 Uhr doch noch live stattfinden. Der Focus lag Corona bedingt in erster Linie wie geplant auf der filmischen Aufzeichnung der Performance. Von daher wurde der Auftritt von verschiedenen Blickwinkeln aus gefilmt, damit dieser im Anschluss facettenreich zusammengeschnitten werden konnte. Wer will kann unsere Performance gerne unter: https://youtu.be/CtATM1HKpD0 ansehen.

Es war super stressig und voller Ungewissheit. Aber wir waren alle froh, dass es trotz aller Widrichkeiten doch noch geklappt hat.

Abschließend sei zu sagen. Auch wenn es mit den Proben im Chat gut geklappt hat, vielleicht manchmal besser als live, da man von zuhause, nirgends wohin muss, so lebt der Tanz doch von der gemeinsamen Performance und auch der Spaß ist gemeinsam besser und kein einsamer im Chat.