TANZ TRIFFT LITERATUR
Trinkwasser – Die Un – Endlichkeit des weißen Goldes
Über die verbindende Kunst des Tanzes und der Literatur Bewusstsein für die Umwelt schaffen: Das ist die Idee von Tanz trifft Literatur bei der weltweiten Aktion des Global Water Dances, für den Erhalt der Wasserressourchen, für den auf der ganzen Welt Tänzer*innen in mehr als 120 Städten teilgenommen haben.
Bei allen Kulturen der Erde wurde Wasser früher als Symbol des Lebens verehrt.
Trinkwasser ist eines unserer wertvollsten Bausteine für gesundes Leben. Aber schon heute stirbt schätzungsweise alle 15 Sekunden ein Mensch aufgrund von verunreinigtem Trinkwasser, oder Dürre.
Um darauf aufmerksam zu machen, fand am 13. Juni 2021, um 15.30 Uhr, an 120 Orten weltweit, eine Tanzperformance umweltbewusster Tänzer*innen und Choreographen statt.
Die Tänzerinnen des Talinovo Tanztheaters in München im Alter von 24 bis 68 Jahren stellten sich dem Thema Trinkwasser mit selbst verfassten Gedichten und lyrischen Essays, deren Inhalte künstlerisch eingefangen und tänzerisch umgesetzt wurden. In einer Liveperformance, die dem Zuschauer die Begrenzung Trinkwasser nicht nur weltweit gesehen vor Augen führte, sondern zeigt, dass jeder Einzelne davon betroffen ist. Mit abstrakt – einprägsamen, performativen Tanzbildern, die die Bedeutung der Un – Endlichkeit des weißen Goldes transportieren, und den Wert der Vergänglichkeit der Ressource demonstrieren sollte, die im alltäglichen Umgang allzu selbst – verständlich wahrgenommen wird.
WASSER! Du hast weder Geschmack, noch Farbe noch Aroma.
Man kann Dich nicht beschreiben.
Man schmeckt Dich ohne Dich zu kennen.
Es ist nicht so, dass man Dich zum Leben braucht:
Du bist das Leben!
von Antoine de Saint-Exupéry
Mit dem Titel, “Die Un – Endlichkeit des weißen Goldes“ verkörperten die Tänzerinnen zudem in einer sehr persönlichen, künstlerischen und performativen Umsetzung, ihre Sicht auf die Un-Endlichkeit der Ressource Trinkwasser. Allem voran auch durch die Auseinandersetzung der selbst verfassten lyrischen Essays (Gedichte), die durch die Recherche von Sachberichten zum Thema Trinkwasser maßgeblich beeinflusst waren.
Leben – ist Wasser
Ich blicke durch dich hindurch, ein Leben lang – das du schenkst. Du bist der Kosmos in mir. Wie die Luft zum Atmen. Der Weg, den ich geh. Ich tauche tief hinab und versinke in dir bis auf den Grund, auf den ich wandle. Du umschließt mich wie eine zarte, weiche Haut und trägst mich wie eine Woge fort. Ob Blitz, Donner oder Feuer, immer bleibst du dicht an meiner Seite. Bis zum Ende des Stegs begleitest du mich, bevor du am Tor der Un-Endlichkeit durch meine Hände rinnst.
von Tina Lizius
Bedrohung – Begrenzung
Ich stehe vor dem Nass. Schwere zieht mich hinab. Ich tauche ein ins tiefe blau.
Ich kann nichts sehen. Das Wasser wird kälter und dunkler.
Ich wehre mich nicht. Lasse es zu weiter zu sinken. Mein Blick ist eingeschränkt.
Meine Sinne sind stumm. Alles ist still. Einsamkeit hüllt mich ein.
Wo geht es hin?
Möchte ich das überhaupt?
Wieso wehre ich mich nicht?
Grenze ich mich selber ein?
Ich nehme Bewegungen war. Mein Blick geht nach oben. Hände suchen mich.
Versuchen mich zu finden. Ich versuche mich wieder nach oben zu bewegen.
Ich spüre Berührungen. Sanft und verständnisvoll. Ich werde befreit.
Befreit aus meiner eigenen Grenze. Ich komme wieder an die Oberfläche.
Atme einen tiefen Atemzug. Ich muss lachen und weinen. Ich fühle mich befreit, nicht mehr allein.
Das Wasser scheint nun grenzenlos. Weit und freundlich. Voller Wärme und Freiheit.
Meine Begrenzung wurde verjagt.
von Dani
Aber auch durch die Auseinandersetzung mit der Begrenzung (Wasserressource) als Ganzes, als symbolische Mauer im Tanzstück, aber auch mit Teilen des Ganzen, als Einzelperson. Es stand dabei auch oft der Konflikt mit der Begrenzung im Zentrum, sowie die Befreiung von Althergebrachtem und der Neuanfang als Ganzes.
Das Prinzip aller Dinge ist das Wasser;
aus Wasser ist alles und ins Wasser
kehrt alles zurück.“
(nach Thales von Milet in Goethes Faust)