Kreatives Schreiben nach dem Shutdown

Schreib deine Geschichte – heißt das Motto – und bedeutet letztendlich auch die Auseinandersetzung mit den eigenen Gedanken oder/und mit sich selbst. 

Von daher war es mehr als gut würden meine Schüler*innen sagen, dass wir nach Monaten im Shutdown wieder in die Schule gehen konnten. Aber zunächst blieb es eine zähe Angelegenheit. Die Schüler*innen waren oft gedanklich abwesend, konnten sich wenig bis gar nicht auf das kreative Schreiben einlassen, sodass ich regelrecht mit meinen kreativen Ideen vorne an der Tafel verhungert bin. Keiner machte richtig mit. Die Schüler*innen waren demotiviert und desinteressiert. Nach den vielen Jahren meiner kreativen Arbeit kannte ich dieses Verhalten überhaupt nicht!

 

Was geht da vor? Was passiert da gerade, oder auch nicht?

Ich konnte es biegen und wenden, aber die Schüler*innen konnten den Schalter nicht umlegen. Im Gegenteil, je mehr ich mich bemühte, desto weniger wurde das persönliche Engagement der Schüler*innen. Dabei kannte ich die Kinder der 6. Klasse meiner Mittelschule bereits vom Vorjahr, wo wir sehr erfolgreich gemeinsam ein kreatives Projekt umgesetzt hatten.

Nach den ersten Schulstunden sprach ich die Situation in der Klasse direkt an und fragte nach, warum all meine Bemühungen vergeblich sind.
Wie geht es euch nach dem Corona Shutdown? Was hat Corona mit euch gemacht? Das war die zentrale Frage an die Kinder. Es viel den Kindern schwer über sich, ihre Gefühle zu sprechen, oder ihren Zustand richtig zu beschreiben. Sie kannten sich selbst nicht richtig aus.

Ihre Aussagen spiegelten ihr Verhalten wider:

„Ich bin so langweilig geworden. „Ich habe gar keine Lust mehr auf irgendetwas.“ „Ich bin fett geworden.“ „Ich könnte nur noch schlafen.“ „Ich bin komisch geworden, irgendwie anders.“ „Alles ist anders geworden.“ „Ich bin genervt.“

Ging es uns Erwachsenen in vielen Punkten nicht ähnlich? Mein Appell konnte nur sein: Es hilft nichts. Wir müssen aus dieser Lethargie wieder herausfinden. Es muss weitergehen und jeder hat es auch selbst in der Hand wie es für ihn weitergeht. Ganz viele Kinder konnten nach dem Gespräch den Schalter umlegen und meiner Bitte nachkommen mich in unseren gemeinsamen, kreativen Ideen und Geschichten zu unterstützen.

Allen psychischen Corona-Gefühlsschwankungen zum Trotz beteiligten sich die Kinder nach unserem gemeinsamen Gespräch wieder aktiver am Unterricht, sodass wir unsere Projektmappe, mit all unseren erfundenen Geschichten, die wir zu Beginn des Projektes beschlossen hatten, mit dem Thema „Wege zur Geschichte …“  fertig stellen, und als Erinnerung in Händen halten konnten. Der von den Schüler*innen gestaltete Animationsfilm, „C-Monsteralarm“, der das frei erfundene, und von den Schüler*innen gezeichnete Coronamonster aus der Schule treibt, sorgte ebenfalls bei der Abschlusspräsentation für gute Stimmung.  

https://vimeo.com/728909827/6c4f78ea04

Mein Fazit ist:

Die Schüler*innen waren sichtlich stolz auf ihre Arbeit. Das kreative Schreiben hat ihnen aus ihrer anfänglichen Lethargie geholfen. Vor allem die gemeinsame, kreative Arbeit in Gruppen, die durch Corona nur eingeschränkt bis gar nicht mehr möglich war wurde von den Schüler*innen sehr begrüßt.
Wir sind eben soziale Wesen und Corona hat dieses natürliche, soziale Verhalten empfindlich gestört, sodass es jetzt mit unter wieder mühsam aufgebaut werden muss.